Trauernden begegnen
Wie finde ich die richtigen Worte? Wie begrüße ich die Kollegin, die nach dem Tod ihres Mannes das erste Mal wieder bei der Arbeit erscheint? Was schreibe ich in den Kondolenzbrief an einen Freund, dessen Vater gestorben ist? Ein Todesfall verunsichert auch die Menschen, die nicht direkt betroffen sind.
Einfach trösten
„Mir kann niemand helfen“. Es scheint manchmal so, als ob der Verlust des geliebten Menschen eine völlig hoffnungslose Situation hinterlässt. Nichts scheint wieder gut zu werden oder einen Sinn zu machen. Bekannte, Freunde, Nachbarn oder Familie vermeiden oft aus Angst und Verunsicherung, etwas falsch zu machen oder nicht helfen zu können, den Kontakt zum Trauernden.
Aber: Trauernde brauchen Tröstende, also Menschen, die ihnen jetzt im Gespräch Stütze und Hilfe sein können. Oft sind es nur die einfachen Dinge und nicht die großen Worte. Es braucht vielleicht nur Gesten des Mitfühlens und ein verständnisvolles Zuhören. Der Tröstende kann jeder aus dem Umfeld eines Hinterbliebenen sein. Also: Trauen Sie sich, zu trösten.
Kondolenzbesuch
„Soll ich mein Mitgefühl persönlich ausdrücken?“ Der Kondolenzbesuch ist nur vermeintlich ein förmlicher und alter Brauch. Trauernde berichten oft von einer starken Isolation während der Trauerphase. Freunde, Nachbarn und Bekannte machen sich häufig aus Verunsicherung rar. Dabei kann das persönliche Gespräch Trauernden guttun und Trost und Halt bieten. Vielleicht hat der Hinterbliebene noch einmal das Bedürfnis, seinen Schmerz herauszulassen, vielleicht braucht er aber auch nur die Gegenwart eines anderen Menschen oder möchte auch in dieser Situation am normalen Leben teilnehmen: Also: Gehen Sie bitte einfach hin.
Kondolenzanruf
Ein solcher Anruf fällt niemandem leicht. Vielleicht ist es auch deshalb so schwer, weil das Telefon eine größere Distanz schafft als der persönliche Besuch. Machen Sie den Anruf bitte nicht zur Pflichtübung und drücken Ihr Beileid aus, um kurz danach das Gespräch wieder zu beenden. Seien Sie sehr sensibel und hören Sie zu. Viele, nicht alle Menschen, versuchen das Unfassbare durch Gespräche fassbar zu machen. Das heißt, dass das „ Sprechen darüber“ und die Gewissheit eines aufmerksamen Zuhörers dem Trauernden helfen. Mit dieser Kontaktaufnahme signalisieren Sie, dass Sie die Situation des anderen verstehen und zuhören, vielleicht helfen wollen. Trauernde sind oft froh, wenn andere in dieser Situation den ersten Schritt tun. Also: Ein Kondolenzanruf heißt Zuhören!
Kondolenzbrief
Es ist üblich, Trauernden eine Kondolenzkarte zu schicken. Der Einzelhandel hält hier eine breite Auswahl mit teilweise vorgegebenen Texten bereit. Vermeiden Sie, Ihr „aufrichtiges Beileid“ mit Floskeln oder schlimmstenfalls vorformulierten Texten aus dem Internet auszudrücken. Sicher es ist schwer, die richtigen Worte zu finden. Wichtiger als perfekte Formulierungen ist die Frage: Worum geht es in dieser schriftlichen Anteilnahme? Zum einem darum, dem Trauernden zu zeigen, dass Sie in dieser Situation an ihn denken und ihm in seiner Trauer nahe sind. Zum anderen kann der Trauernde den Brief als Ausdruck verstehen, dass der Verstorbene auch von anderen Menschen geschätzt wurde. Vielleicht haben Sie besondere Erinnerungen an den Verstorbenen, die Sie niederschreiben können.
Kondolenzbriefe wirken oft nach. Ein Trauernder kann den Kondolenzbrief zur Hand nehmen und immer wieder lesen, wenn ihm danach ist. Also: Ein Kondolenzbrief ist eine Chance für „aufrichtige Teilnahme“.
Am Tag der Beisetzung
Trost bedeutet in Krisen Stütze und Halt geben. In kaum einer anderen Situation wird dies deutlicher als am Tag der Beisetzung oder auf der Trauerfeier für einen verstorbenen Menschen. Der Sarg wird in das ausgehobene Grab gelassen oder nach der Trauerfeier zur Kremation gefahren. Dies ist einer der schwersten Momente für Trauernde. Eine Trauergemeinde spendet sich gegenseitig Trost, nimmt sich in die Arme und hält sich an der Hand. Diese Anwesenheit und körperlichen Berührungen entfalten eine große Wirkung bei Trauernden, weil sie beruhigen und festigen.
Zur Trauerfeier oder Beerdigung zu kommen und da zu sein, ist wohl in dieser Situation der persönlichste Beitrag, den Tröstende leisten können. Mit Ihrer Anwesenheit drücken Sie noch einmal Ihre Wertschätzung gegenüber dem Verstorbenen aus: Es ist gar nicht so bedeutsam, ob oder wie Sie nochmals Ihre Anteilnahme in Worten ausdrücken. Also: Seien Sie da und geben Sie Halt!
Beerdigungskaffee
Wer nicht zum engeren Familienkreis gehört, fühlt sich womöglich nicht dazugehörig. Sicher spielt auch die Unsicherheit um die Konfrontation mit der Trauer der Familie eine Rolle. Aber: Das Beisammensein wird von den Trauernden später häufig als wichtiges Erlebnis wahrgenommen, weil sie Dinge über den Verstorbenen erfahren, die sie noch gar nicht wussten. Gemeinsam erinnert sich die Trauergesellschaft des Verstorbenen und schafft ein gemeinsames umfassendes Bild.
Grundsätzlich gilt: Bei diesem Zusammensein darf über alles gesprochen und auch gelacht werden, wenn einem danach ist. Es ist der Weg zurück ins Leben, ohne den Verstorbenen. Also: Der Beerdigungskaffee heißt gemeinsames Erinnern.